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Wie die zirkuläre Perspektive uns hilft, Symptome neu zu verstehen – und neue Lösungen zu sehen

    Wenn du mit Menschen arbeitest – als Coach, Berater:in oder Therapeut:in – und dich manchmal fragst, warum Symptome so hartnäckig bleiben, obwohl alle „eigentlich alles richtig machen“, dann wird dir dieser Artikel eine völlig neue Perspektive eröffnen. Du lernst die zirkuläre Perspektive kennen – eine Haltung, die Symptome nicht als Fehler, sondern als Antwort auf Beziehungsmuster versteht. Damit beginnst du nicht nur anders zu arbeiten. Du beginnst anders zu sehen. Und das verändert alles – für dich und deine Klient:innen.

    Das Wichtigste auf einen Blick
    • 1. Die zirkuläre Perspektive entschlüsselt Symptome als Beziehungsgeschehen – und zeigt dir, wie du mit wenigen Fragen ganze Dynamiken sichtbar machst.
    • 2. Was als Problem erscheint, ist oft eine Fähigkeit – entdecke, wie du vermeintlich „störendes Verhalten“ in Stärken transformierst.
    • 3. Symptome sind Lösungen mit einem Preis – erkenne, welchen Dienst sie im System leisten und wie du nachhaltige Veränderung ermöglichst.
    • 4. Du lernst, Symptome nicht mehr „wegzumachen“ – sondern systemisch zu würdigen, neu zu rahmen und sinnvoll zu integrieren.
    • 5. Du bekommst Werkzeuge und Haltungen für deine tägliche Arbeit – und erfährst, wie du mit der zirkulären Perspektive tiefer, klarer und wirksamer wirst.

    Die Mutter ist verzweifelt. 

    Ihr 9-jähriger Sohn pinkelt wieder ins Bett – obwohl er das doch längst „konnte“.

    Der Vater sagt: „Das macht er nur, um Aufmerksamkeit zu bekommen.“

    Die Mutter schweigt. 

    Sie sieht erschöpft aus.

    Und während die beiden streiten, sitzt der Junge daneben. 

    Stumm.

    Ich frage mich: Für wen ist dieses Symptom eigentlich eine Lösung?

    Die Antwort verändert alles.

    Was ich damals erlebt habe, war mehr als ein therapeutischer Aha-Moment.

    Es war mein Einstieg in die zirkuläre Perspektive.

    Und genau darum geht es in diesem Artikel.

    Was die zirkuläre Perspektive bedeutet – und warum sie in der Therapie alles verändert

    „Für wen ist dieses Symptom eigentlich eine Lösung?“

    Diese eine Frage ist der Schlüssel.

    Nicht nur zur Sitzung von eben. 

    Sondern zu einem komplett anderen Denken. 

    Einem Denken, das nicht fragt: Wer ist schuld?, sondern: 

    Was macht das Symptom möglich? 

    Für wen? 

    Warum jetzt?

    Willkommen in der zirkulären Perspektive.

    Vielleicht hast du schon davon gehört. 

    Vielleicht hast du dich gefragt, was genau damit gemeint ist. 

    Oder vielleicht nutzt du diesen Blick längst intuitiv – ohne zu wissen, dass er einen Namen hat.

    Was bedeutet also zirkuläre Perspektive?

    In der systemischen Therapie bedeutet sie:

    Wir betrachten Symptome nicht mehr linear – als Ursache-Wirkung-Ketten, wie in der klassischen Medizin („Kind ist unruhig → hat ADHS“).

    Sondern wir denken in Kreisläufen.

    In Mustern. 

    In Wechselwirkungen.

    Nicht A verursacht B.
    Sondern A beeinflusst B – und B beeinflusst A zurück.
    Und oft auch C, D und E.
    Und das alles gleichzeitig.

    Diese Haltung verändert alles.

    Denn auf einmal ist nicht mehr „die oder der eine“ das Problem.

    Sondern wir schauen auf das Zwischen den Menschen.

    Auf das, was sich gegenseitig beeinflusst.

    Auf das, was sich wiederholt.

    Auf das, was sich festgefahren hat – und sich dennoch immer wieder neu organisiert.

    Zirkuläre Perspektive: Ein Elternpaar sitzt angespannt in einer systemischen Therapiesitzung. Der Fokus liegt auf einem nachdenklichen Therapeuten, der das Kind beobachtet. Warmes Licht, ein orangefarbener Schal auf einem Stuhl bringt Farbe ins Bild. Fotorealistischer Stil, 35 mm, natürliches Setting.

    Warum das für dich als Therapeut:in so entscheidend ist

    Wenn du mit Menschen arbeitest, die „Probleme“ mitbringen – sei es Angst, Aggression, Rückzug oder Kontrolle –, wirst du eines merken:

    Diese Symptome stehen nie für sich.

    Sie sind eingebettet in ein Beziehungsgefüge.

    Und genau hier setzt die zirkuläre Perspektive an.

    Sie fragt nicht: „Warum macht die Person das?“

    Sondern: „Welche Funktion hat dieses Verhalten im System?“

    Und: „Was passiert, wenn es wegfällt?“

    Das macht einen gewaltigen Unterschied.

    Denn plötzlich wirst du nicht zum Reparaturbetrieb für Einzelne –

    sondern zum Prozessbegleiter für Systeme.

    Für Beziehungen. 

    Für Dynamiken. 

    Für Muster.

    Das verändert auch die Gespräche, die du führst

    Eine lineare Frage wäre z. B.:
    „Warum ist Ihre Tochter so wütend?“

    Eine zirkuläre Frage lautet:
    „Was passiert in der Familie, wenn Ihre Tochter so wütend ist?“
    Oder: „Wer beruhigt sich dadurch – wer wird dadurch aktiviert?“

    Merkst du den Unterschied?

    Die eine Frage sucht eine Ursache.

    Die andere sucht ein Muster.

    Die eine schaut nach innen.

    Die andere schaut ins System.

    Und genau das macht die zirkuläre Perspektive so kraftvoll.

    Wenn du tiefer eintauchen willst …

    … und verstehen möchtest, welche systemischen Schulen diese Art zu denken geprägt haben – von Virginia Satir bis Gunther Schmidt –

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    Symptome als Beziehungsgeschehen – warum sie nie „individuell“ sind

    „Wenn du ein Symptom siehst, siehst du eine Beziehung.“

    Dieser Satz hat mich nie wieder losgelassen. 

    Denn er zeigt, worum es im systemischen Denken im Kern geht: Der Mensch ist nicht das Problem. 

    Das Problem ist das Problem – und das Problem lebt in Beziehungen.

    Vielleicht kennst du das auch:

    • Eine Frau kommt in die Beratung wegen ihrer ständigen Erschöpfung.
      Sie sagt: „Ich funktioniere nur noch. Ich will einfach mal wieder atmen.“
      Doch je genauer du fragst, desto klarer wird: Ihre Müdigkeit beginnt immer dann, wenn ihr Partner emotional auf Distanz geht. Ihr Körper macht sichtbar, was in der Beziehung fehlt.
    • Ein Mann sucht Hilfe wegen seiner Eifersucht.
      Er weiß, dass sein Verhalten übergriffig wirkt – aber er kann es nicht stoppen.
      Im Gespräch wird deutlich: Seine Eifersucht „erzwingt“ Nähe in einer Beziehung, die sonst oft unterkühlt bleibt.
      Das Symptom wird zur Strategie – und zur Bitte: „Sieh mich. Bleib bei mir.“
    • Eine Frau erlebt regelmäßig Panikattacken bei der Arbeit.
      Auf den ersten Blick scheint es eine individuelle Angststörung zu sein.
      Doch im systemischen Gespräch zeigt sich: Jedes Mal, wenn sie eine Führungsrolle übernehmen soll, verstärken sich die Symptome.
      Die Attacken verhindern, dass sie aus der gewohnten Rolle der „Angepassten“ ausbricht – und schützen unbewusst die Balance im Familiensystem, das Leistung lange abgewertet hat.

    Immer geht es um eine einzelne Person mit einem Symptom.

    Doch sobald du anfängst, zirkulär zu denken, verändert sich deine Perspektive:
    Du fragst nicht mehr nur „Was ist mit dieser Person los?“,
    sondern: „Was geschieht im Umfeld, wenn dieses Verhalten auftaucht?“

    Zirkuläre Perspektive - ein Mobile aus mehreren schwebenden Figuren (aus Draht oder Holz), die sich bei der kleinsten Bewegung gegenseitig in Schwingung versetzen. Im Hintergrund: warme Farben, ein orangefarbener Kreis als Akzent.

    Der Mensch trägt das Symptom – aber das System hält es am Leben

    Das ist der Unterschied zwischen einem linearen und einem zirkulären Blick:

    • Der lineare Blick sagt: „Lisa hat Angst.“
    • Der zirkuläre Blick fragt: „Wem nützt es, dass Lisa Angst hat? Und was würde passieren, wenn sie keine Angst mehr hätte?“

    In dieser Haltung liegt so viel Würde.

    Denn sie macht Schluss mit dem Schuld-Suchen.

    Stattdessen entsteht Raum für Verständnis – ohne Verharmlosung.

    Ein Beispiel aus der Paartherapie

    Ein Paar kommt in die Beratung.

    Sie spricht, er schweigt.

    Sie formuliert, analysiert, drängt.

    Er lehnt sich zurück, hört zu – sagt fast nichts.

    Der erste Reflex wäre: „Er hat ein Kommunikationsproblem.“

    Doch aus zirkulärer Sicht stellen wir eine andere Frage:

    „Was ermöglicht sein Schweigen? Was hält es in der Beziehung in Gang?“

    Plötzlich sehen wir: Ihr Drang zu reden entsteht aus dem Wunsch nach Nähe.

    Sein Schweigen ist eine Form von Kontrolle – aber auch ein Schutzmechanismus.

    Und beides hängt miteinander zusammen.

    Wie Zahnräder, die sich gegenseitig bewegen.

    Das Symptom ist Beziehung.

    Und diese Beziehung ist der Ort, an dem Veränderung beginnen kann.

    Die zirkuläre Perspektive bringt Leichtigkeit ins Schwierige

    Wenn wir aufhören, Symptome als individuelles „Versagen“ oder als Persönlichkeitsdefizit zu sehen, passiert etwas Befreiendes:

    • Die Betroffenen fühlen sich weniger stigmatisiert.
    • Das System fühlt sich gesehen – als Ganzes.
    • Und wir als Fachkräfte arbeiten mit mehr Demut – und mehr Wirksamkeit.

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    Symptome als Fähigkeit – warum das „Störende“ oft ein Talent ist

    Stell dir vor, das, was am meisten stört – ist gleichzeitig das, was am meisten schützt.

    Die Angst, die lähmt, ist auch die Fähigkeit, Gefahren früh zu erkennen.

    Die Kontrolle, die nervt, ist auch der Versuch, Chaos zu verhindern.

    Der Rückzug, der irritiert, ist auch die Gabe, Spannungen zu entschärfen.

    Die zirkuläre Perspektive lehrt uns: Symptome sind oft missverstandene Fähigkeiten.

    In der klassischen Sichtweise sind Symptome etwas, das „weg“ muss.

    Etwas Störendes. 

    Eine Abweichung. 

    Ein Defizit.

    Doch systemisch – und vor allem zirkulär – fragen wir:
    „Wozu ist dieses Verhalten gut?“

    Oder noch genauer:
    „Welche Fähigkeit steckt dahinter – für das System, für die Person selbst, für die Beziehung?“

    Was wie ein Problem aussieht, ist oft ein ungeliebter Dienst

    Ein Beispiel aus meiner Arbeit:

    Ein junger Mann kommt zur Beratung. Thema: „Ich habe ein Kontrollproblem.“

    Er kann nichts abgeben. 

    Misstraut anderen. 

    Plant alles bis ins Detail.

    Früher hätte ich gefragt:
    „Was kannst du tun, um mehr Vertrauen zu entwickeln?“

    Heute frage ich:
    „Wer profitiert davon, dass du alles kontrollierst?“
    „Wen schützt du damit?“

    Es stellt sich heraus: In seiner Herkunftsfamilie ist vieles auseinandergefallen.

    Er war das älteste Kind. 

    Hat den Überblick behalten, als alle anderen überfordert waren.

    Seine Kontrolle war nie das Problem. 

    Sie war seine Fähigkeit, das Chaos zu bändigen.

    Und diese Fähigkeit lebt noch immer in ihm – auch wenn sie heute manchmal „zu viel“ ist

    Zirkuläre Perspektive: Porträt einer Frau um die 40 mit ruhigem, reflektierendem Gesichtsausdruck. Im Hintergrund leicht unscharf: Notizbuch mit orangenem Stift. Die Atmosphäre wirkt ruhig und fokussiert. Lichtspiel auf dem Gesicht. 35 mm Fotorealismus.

    Symptome wollen gesehen – nicht gelöscht werden

    Was passiert, wenn wir Symptome als Fähigkeiten betrachten?

    • Wir hören auf, gegen sie zu kämpfen.
    • Wir beginnen, sie zu würdigen – ohne sie idealisieren zu müssen.
    • Und: Wir machen den Weg frei für neue Strategien, die das Gleiche leisten, aber weniger belastend sind.

    Denn genau das ist der Knackpunkt:

    Das Symptom erfüllt eine Funktion.

    Wenn wir es nur „wegmachen“, fehlt etwas im System.

    Die Kunst ist es, das Bedürfnis zu erhalten – aber den Ausdruck zu wandeln.

    Und genau hier wird es methodisch spannend …

    Denn verschiedene systemische Schulen haben genau dafür eigene Ansätze entwickelt:

    • Das lösungsorientierte Arbeiten nach de Shazer
    • Das hypnosystemische Modell von Gunther Schmidt
    • Die Arbeit mit inneren Anteilen bei Satir
    • … und viele mehr.

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    Symptome als Lösung – was sie für das System „leisten“

    Ein Kind schreit jeden Abend beim Zubettgehen.

    Die Eltern sind genervt, hilflos, besorgt.

    Doch eines passiert jedes Mal ganz zuverlässig:

    Die Eltern reden miteinander.

    Sie stehen Seite an Seite, bündeln ihre Aufmerksamkeit – und sind plötzlich ein Team.

    Was wäre, wenn genau das der tiefere Sinn des Symptoms ist?

    Die zirkuläre Perspektive stellt uns immer wieder dieselbe Frage:
    Was leistet das Symptom für das System?

    Nicht im Sinne von „Was ist die Funktion im biologischen Sinn?“,
    sondern:
    Was verändert sich durch das Symptom – und für wen ist das hilfreich?

    Symptome stabilisieren oft das, was unausgesprochen bleibt

    In vielen Familien ist es ein „Symptomträger“, der das ausdrückt, was andere nicht sagen (dürfen oder können):

    • Die Tochter entwickelt eine Essstörung – und bringt damit endlich das Thema Kontrolle und Abgrenzung auf den Tisch.
    • Der Sohn verweigert sich der Schule – und lenkt den Blick weg von einer schwelenden Paarproblematik.
    • Die Mutter wird depressiv – und niemand erwartet mehr, dass sie emotional für alle da ist.

    Systemisch gesehen sind das keine Zufälle.

    Das System „nutzt“ Symptome, um Gleichgewicht zu schaffen – manchmal zum hohen Preis einzelner Mitglieder.

    Ein mutiger Perspektivwechsel

    Dieser Blick kann schmerzhaft sein – weil er Verantwortung verschiebt.
    Er macht deutlich:
    Nicht der Mensch ist „gestört“, sondern das System ist aus dem Gleichgewicht.

    Und das Symptom?

    Ist oft ein Versuch, dieses Gleichgewicht wiederherzustellen.

    Ein Versuch, gehört zu werden.

    Ein Versuch, etwas auszudrücken, das bisher keinen Platz hatte.

    Wenn du das erkennst, beginnst du, anders zu arbeiten:

    • Du therapierst nicht „gegen“ ein Symptom – du verstehst, warum es da ist.
    • Du nimmst das System ernst – ohne Schuldzuweisungen.
    • Du wirst zur Übersetzer:in – zwischen Verhalten und Bedeutung.

    Und genau das macht systemische Arbeit so kraftvoll

    Denn sobald das System sich verstanden fühlt, kann es beginnen, neue Wege zu finden.

    Nicht, weil wir das Symptom „wegmachen“ –
    sondern weil wir herausfinden, was stattdessen gebraucht wird.

    Und plötzlich zeigt sich:

    • Der Rückzug muss nicht mehr sein, wenn Nähe sicherer wird.
    • Die Kontrolle lässt nach, wenn Vertrauen wachsen darf.
    • Die Angst darf gehen, wenn Klarheit da ist.

    Doch das braucht Zeit. 

    Und Haltung. 

    Und ein tiefes Verständnis für die Dynamiken hinter dem Offensichtlichen.

    Zirkuläres Fragen – wenn Sprache Muster sichtbar macht

    Die Art, wie wir fragen, bestimmt, was sichtbar wird.
    Und manchmal reicht eine einzige Frage, um eine festgefahrene Sichtweise aufzulösen.

    Die zirkuläre Perspektive ist mehr als nur ein neues Denken.

    Sie verändert auch, wie wir mit Klient:innen sprechen.

    Denn wer zirkulär denkt, fragt auch zirkulär.

    Zirkuläre Fragen zielen nicht auf Ursache oder Schuld.

    Sie untersuchen nicht: Warum sind Sie so?

    Sondern: Was bewirkt Ihr Verhalten im System? Für wen ist es bedeutsam?

    Ein Perspektivwechsel in der Sprache

    Ein Beispiel:

    ❌ Lineare Frage:
    „Warum wird Ihre Tochter so wütend, wenn Sie sie kritisieren?“

    ✅ Zirkuläre Frage:
    „Was glauben Sie, denkt Ihre Tochter, wenn sie sieht, wie Sie auf ihre Wut reagieren?“

    Diese Art zu fragen ist nicht nur eleganter – sie ist auch systemisch wirksamer.

    Denn sie:

    • öffnet den Blick für andere Sichtweisen
    • vermeidet Schuldzuweisung
    • macht Dynamiken sichtbar, die sonst im Verborgenen bleiben
    • lädt zur Selbstreflexion ein – ohne Druck

    Sprache als Intervention

    Viele systemische Therapeut:innen sagen:
    „Ich brauche keine Methoden – ich frage einfach anders.“

    Das zirkuläre Fragen ist dabei ein zentrales Werkzeug.

    Es macht Beziehung sichtbar.

    Es lädt zum Denken über das eigene Denken ein.

    Und manchmal reicht eine gut gesetzte Frage, um den Knoten zu lösen – oder zumindest zu lockern.

    👉 Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, welche zirkulären Fragen du in deiner Arbeit konkret nutzen kannst:

    Hier findest du eine Übersicht mit Beispielen, Wirkprinzipien und Formulierungshilfen:
    🔗 Systemische Fragen – mit Beispielen für deine Arbeit

    Fazit: Was, wenn das Symptom nicht wegmuss – sondern gehört werden will?

    Symptome sind keine Störung.

    Sie sind ein Ausdruck.

    Eine Einladung.

    Ein Gesprächsangebot des Systems.

    Was wäre, wenn du aufhörst, gegen Symptome zu arbeiten –
    und stattdessen mit ihnen arbeitest?

    Was wäre, wenn du beginnst, sie zu hören?

    Wirklich zu hören.

    Nicht nur, was gesagt wird – sondern was gemeint ist.

    Nicht nur, wer leidet – sondern wer (unbewusst) davon profitiert.

    Die zirkuläre Perspektive verändert nicht nur deine Haltung.

    Sie verändert deine Sprache.

    Deinen Blick.

    Und deine Wirksamkeit.

    Denn wenn Symptome Beziehungen sind, Fähigkeiten, Lösungen –
    dann brauchst du keine starren Diagnosen mehr.

    Sondern ein feines Ohr für Muster, für Wechselwirkungen, für Sinn.

    Stell dir vor, du arbeitest genau so:

    • Mit Würdigung statt Pathologisierung
    • Mit Fragen, die Räume öffnen
    • Mit einer Haltung, die trägt

    Und du begleitest Menschen dabei, sich in ihren Beziehungen selbst zu erkennen – und neue Wege zu gehen.

    Dafür brauchst du keine neuen Tools. 

    Du brauchst eine neue Perspektive.

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    Fragen und Antworten

    Was genau bedeutet „zirkuläre Perspektive“ in der systemischen Therapie? Die zirkuläre Perspektive beschreibt eine Haltung, bei der Symptome nicht als individuelle Defizite betrachtet werden, sondern als Ausdruck von Beziehungsmustern. Es geht darum, Wechselwirkungen im System zu erkennen – und nicht nach einem Schuldigen zu suchen.
    Warum sollte ich Symptome überhaupt als etwas Positives sehen? Systemisch betrachtet sind Symptome oft Lösungsversuche – sie erfüllen eine Funktion für das gesamte System. Wenn wir sie als Fähigkeiten oder Botschaften verstehen, können wir nachhaltige Veränderung ermöglichen, ohne gegen die Klient:innen zu arbeiten.
    Wie kann ich die zirkuläre Perspektive in meiner Arbeit konkret anwenden? Indem du zirkuläre Fragen stellst, Muster erkennst und nach der Funktion von Verhalten im System fragst. Wenn du systemisch arbeitest, wirst du merken: Die Qualität deiner Fragen verändert die Tiefe deiner Arbeit.
    Gibt es eine Übersicht über systemische Schulen, bei denen ich diese Haltung lernen kann? Ja! In meinem kostenlosen Guide „Die 8 Schulen der systemischen Therapie“ bekommst du einen kompakten Überblick über die wichtigsten Richtungen – und erfährst, welche Haltung und Methodik zu dir passt. 👉 Jetzt kostenlos herunterladen
    Für wen ist dieser Ansatz besonders hilfreich? Für alle, die mit Menschen arbeiten – sei es in Beratung, Therapie, Pädagogik oder Pflege – und die erkennen möchten, wie viel Potenzial in einem Perspektivwechsel steckt. Besonders für Menschen, die in ihrer Arbeit oft festgefahrene Muster erleben.

    📚 Vertiefende Literatur & Quellen

    Kindl-Beilfuß, Carmen (2025): Fragen können wie Küsse schmecken. Systemische Fragetechniken für Anfänger und Fortgeschrittene. 13. Auflage, Heidelberg: Carl-Auer Verlag. 🔗 Zum Buch beim Buchkatalog

    von Schlippe, Arist / Schweitzer, Jochen (2016): Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung. Band 1: Das Grundlagenwissen. 3. Auflage, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 🔗 Zum Buch im Buchkatalog

    Über den Autor

    Stefan Brandt, Diplom-Psychologe
    stefan.brandt@ispf-hamburg.de | Web |  + posts

    Stefan Brandt ist Diplom-Psychologe und systemischer Therapeut. Er begleitet Menschen in persönlichen Krisen, unterstützt Paare in schwierigen Phasen und stärkt Führungskräfte in ihrer Rolle. Dabei verbindet er fundierte Psychologie mit einem klaren, praxisnahen Ansatz.
    Mehr zu seiner Arbeit findest du hier:

    praxis-stefanbrandt.de – Einzel- und Psychotherapie
    diepaartherapeuten.de – Paartherapie
    stefanbrandt.de – Coaching & Führung