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Transgenerationale Weitergabe und Familienrekonstruktion

Die Folgen transgenerationaler Weitergabe in den Familien können belastendes Schweigen und unauflösliche Familiengeheimnisse, auffallende Verhaltensweisen wie Tabletten- oder Alkoholsucht, Gefühllosigkeit oder Gewalt sein.  „Nichthinsehen wollen“ oder Verleugnen des Geschehenen sind bekannte Phänomene.

Der Schlüssel zum Verständnis dieser Prozesse der Tätergeneration ist das Konzept des „transgenerationalen Erbes“. Darunter ist die transgenerationale Weitergabe von bewussten und unbewussten Haltungen, von Ängsten und wiederkehrenden Träumen, sich wiederholenden Themen und unterschiedlichen Gefühlen zu verstehen. 

Die Schicksale unserer Vorfahren, ihre Entscheidungen und ihr Verhalten wirken auch ein Jahrhundert später in unseren Familien nach und in unser Leben hinein. Gleichzeitig sind wir selbst von der Zeit geprägt, in der wir aufgewachsen sind – in den bleiernen 50ern, den wilden 60ern, den grünen 70ern oder den coolen 80ern.

Die Familienrekonstruktion ist eines der wirksamsten therapeutischen Verfahren. Es basiert auf der Einsicht, dass Erinnerungen in der Jetzt-Zeit stattfinden und langjährig eingeübte Reaktionsmuster veränderbar sind.

Die persönliche Geschichte in uns können wir nur entziffern, wenn wir sie als Teil der großen Geschichte lesen. Wenn wir begreifen, wie kollektive Kräfte – politische Systeme, Kriege und Verleugnen – die individuellen Entscheidungen bestimmt haben, aber auch akzeptieren, dass diese Macht der Geschichte immer nur aus der Zustimmung der vielen Individuen entstanden ist. Das kann uns helfen, die Eltern und Großeltern besser zu verstehen. Im Spiegel der anderen sehen wir schärfer, wie sehr wir selbst und wo wir selbst fremdbestimmt sind. Das hilft Brücken bauen zwischen den Generationen und schafft mehr Frieden in uns. „Die Vergangenheit“ sagt Shakespeare, „ist nur Prolog“.

Leitung

Ursula Böhm
Systemische Einzel-, Paar- und Familientherapie (DGSF). Arbeit seit 1994 in eigener Praxis mit Einzelpersonen, Paaren und Familien. Weiterbildung, Seminare, Gruppen, Supervision und Coaching. Gründerin des ISPF e.V. (Institut für systemische Einzel-, Paar- und Familientherapie).                                                                 

Hannes Heer
Historiker, Dokumentarfilmer, Autor und Ausstellungskurator, (u.a. die „Wehrmachtsausstellung“ (1995 – 1999). Veröffentlichungen u.a. „Vom Verschwinden der Täter“ (2004), „Hitler war’s“ (2005), „Deutsche Geschichtsdebatten als Generationengespräch“, in: Jan Lohl, Angela Moré (Hg.), „Unbewußte Erbschaften des Nationalsozialismus“ (2014), (zusammen mit Christian Streit) „Vernichtungskrieg im Osten“ (2020“. Hannes Heer hat eine Ausbildung in systemischer Therapie. 

Dauer

Zwei Tage, jeweils 10:00 bis 17:30 Uhr

Ort

Borselstraße 7, Hamburg, Ottensen

Konditionen

  • 360 €
  • Kostenfrei für TeilnehmerInnen der laufenden Ausbildung, wenn es die Kapazität zulässt.

Anmeldung

Anmeldung bei Ursula per E-Mail oder unter 0172/9233436